René, erzähl von früher!
Nachdem wir letzte Woche einen Abstecher in die Geschichte der Logistik unternommen haben, geht es heute wie versprochen zur Geschichte unserer Firma. Bald jährt sich unser Geburtstag zum 21. mal.
Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um auf die letzten Jahre zurück zu blicken. Dazu haben wir einen unserer Urgesteine bei ECL zum Interview gebeten. René Kampfrath ist schon seit 20 Jahren dabei, als Fahrer, Disponent, Fuhrparkmanager und für viele mittlerweile als Freund.
ECL: René, seit fast 21 Jahren gibt es die ECL euro.COURIER GmbH nun schon. Das Unternehmen wurde im Frühling 2000 gegründet. Aber war das der Beginn des Unternehmens oder gab es inoffiziell vorher schon ein ECL?
r: Vor der Gründung von ECL, hatte Sebastian [Sebastian Fankhänel, Geschäftsführer - Anmerkung ECL] mit Christian Ettelt zusammen einen Kurierdienst: den CMK Chemnitzer Motorrad Kurier. Nach der Trennung im März 2000 hat Sebastian ECL am 17. April gegründet und einige Mitarbeiter sind mit ihm gegangen. Und seit dem wachsen wir ständig weiter.
ECL: Wann hast du bei ECL angefangen und als was?
r: Ich habe am 13.10.2000 als Fahrer im Fernverkehr angefangen. Bin dann etwas mehr als ein Jahr als Fahrer tätig gewesen, bis die interne Frage kam, wer könnte sich denn vorstellen in der Dispo mit Harni [Andreas Harnisch, Dispositionsleiter und Personal - Anmerkung ECL] zuarbeiten. Ich nutzte die Chance, hielt mir aber die Option offen wieder aufs Auto zu können. Aber ich bin dann in der Dispo hängen geblieben.
ECL: Das Portfolio von euro.COURIER ist breit gefächert und man versteht sich vor allem als Kurier für Eil- und Sondersendungen.
In welchen Aufgabengebieten hat ECL damals Fuß gefasst und welchen Umfang hatten die Aufträge?
r: Wir haben auch damals schon die gleichen Aufgaben wie heute erfüllt, nur der Umfang war weit aus geringer, wir mussten uns ja erst beweisen und stabil auf dem Markt auftreten. Wir hatten zwei feste Touren. Damals bei Brenntag in Glauchau und bei einem Kunden, den wir im Werkverkehr immer noch bedienen. Angefangen als Kurier mit Kleinsendungen und Paketen. Eigentlich wollte unser Chef nie LKW im Fernverkehr einsetzen. Er sagte immer wir seien ein Kurier und keine Spedition. Die LKW-Touren mögen die großen Spediteure machen.
ECL: Heute ist der Workflow ja ziemlich gut geregelt. Jeder Arbeitskollege kennt sein Aufgabengebiet und durch die jahrelange Erfahrung seid ihr eingespielte Hasen. Wie viele Kollegen wart ihr zu Beginn und wie lief so ein Arbeitstag damals ab?
r: Als ich anfing bei ECL waren wir damals gerade mal 7 Mitarbeiter mit 2 LKW und 3 Transportern. Am Anfang war es wie in einer Familie. Es wurde nicht nach Arbeitszeit oder Überstunden gefragt. Da wurde gemacht, was gemacht werden muss, auch wenn der Tag dann mal 14-16 Stunden hatte. Wir als Fahrer hatten keine Navigationsgeräte, wir mussten noch manuell navigieren mit Karte. Ohne Standheizung, bewaffnet mit einem warmen Schlafsack haben auf der Sprinter Doppelbank geschlafen. Die ersten Navi´s kamen dann mit dem Intime System im Jahr 2001. Heute ist es mit so vielen Mitarbeitern so nicht mehr darstellbar. Es haben sich dies bezüglich aber auch viele Gesetze geändert. Wir sind alle älter geworden und haben Familie, da geht man dann nach seiner Zeit nach Hause und ist fix und foxi. Man kann die Zeiten von damals wirklich nicht mit der heutigen Zeit vergleichen, da gibt es zu viele
Unterschiede und Veränderungen.
ECL: Zu Beginn lernt man natürlich am meisten, auch durch Fehler die geschehen. An welche Situation kannst du dich noch aus den Anfangszeiten erinnern?
r: Oh, da gibt es viele! Als Fahrer auf der französischen Autobahn zu stehen: ausgeraubt, mit sprachlichen Problemen der Polizei verständlich zumachen, was passiert ist. Über Harni wurde mir dann vom Chef Geld via Western Union Bank gesandt. Das ganze hatte aber über 16 Stunden gedauert. Mit eingeschlagener Seitenscheibe mitten im Winter bin ich dann mit meinem Sprinter und Anhänger nach Hause gefahren. Gegen den kalten Wind mit Mütze gewappnet.
Oder an eine Sache in der Dispo kann ich mich sehr gut erinnern: Wir hatten eine Anfrage nach Estland, diese hatte ich bearbeitet. Ich saß von früh um 8 bis Nachts um 2 im Büro. Es war ein Highlight! Wir haben den Auftrag bekommen und auch durchgeführt mit viel Wartezeiten an den
Grenzen. Das Ende vom Lied war, dass der Kunde die Fahrt dann nicht bezahlte. Es gab ihn dann urplötzlich nicht mehr.
Der innere Ärger war enorm groß. Man saß ewig an der Planung, weil es noch verschiedene Sachen, wie z.B. Zoll zu beachten gab. Und dann zahlt der Idiot nicht!
Oder an einen Fahrer, welcher an der Fähre nach England stand und sich von seiner Mutti abholen lassen musste, weil er eine Kaffeevergiftung hatte. Mit Energiedrinks gemischter Kaffee war dann doch zu stark.
Ein Fahrer hatte unserem Chef im Büro Prügel angedroht, weil dieser die Kündigung bekommen hat. ... Es wurde also nie langweilig.
ECL: 2015 seid ihr ins neu gebaute Firmengebäude auf der Jagdschänkenstraße umgezogen. Kam der Wechsel vom kleinen Kurier zum mittelgroßem Logistiker schleichend oder war der Umzug der Startschuss für das Firmenwachstum?
r: Wir haben als kleiner Kurier angefangen, mit LKW wollten wir nicht anfangen. Aber wie es die Zeit so wollte, haben wir unser Geschäftsfeld an die Nachfrage der Kunden angepasst und haben dann den Versuch mit einem LKW im Fernverkehr gewagt. Es war ein schleichender Prozess vom kleinen Kurier zur Spedition. Wir hatten erst das kleine Büro in Grüna, als dort dann der Platz zu wenig war und das Gebäude zum Verkauf stand, hat Sebastian das gesamte Gelände gekauft. Das Erdgeschoss wurde zum neuen Büro umgebaut. Da haben wir Mitarbeiter mit angepackt. Aber die Zeit steht nicht still auch dieser Platz reichte dann langsam nicht mehr aus. 2014 wurde das neue Gebäude heimlich still und leiser geplant, ohne das es ein Mitarbeiter etwas ahnte. Jahr um Jahr wurde der Fuhrpark größer die Mitarbeiteranzahl schnellte auch nach oben.
ECL: In einer langen Firmengeschichte gilt es immer wieder Herausforderungen zu meistern. Welche großen Stolpersteine habt ihr in den letzten 21 Jahren gemeinsam überwunden?
r: Der Einstieg in den LKW-Fernverkehr. Wir wussten ja nicht wie und ob sich das Geschäft entwickelt und wir gegenüber den großen bekannten Speditionen bestand haben werden.Die Umbauten und Umzüge der Firma, immer im laufenden Betrieb, waren auch Herausforderungen an uns alle.
Aber eben auch Großprojekte z.B. von TNT. Da mussten wir in Österreich TV Geräte tauschen. Oder auch im Name von TNT CEWE Color Drucker in DM-Märkten tauschen oder Aufbauen. Da stand immer viel Planungsarbeit dahinter.
ECL: Jetzt werden wir mal etwas persönlicher! Welche liebste Erinnerung oder Situation verbindest DU mit deinen 20 Jahren bei ECL?
r: Den Wechsel vom Landstraßen-Cowboy zum Bürohengst, obwohl ich eher der Macher als die Tippse bin.
Bei einer Jahresfeier ging es sehr ausgelassen zu, sodass wir unseren Chef bei der Heimreise unterstützen mussten. Harni und ich haben ihn dann nach Hause zu Andreas begleitet und ihn dort ins Bett gelegt. War sehr amüsant und man spricht in der alten Runde ab und an heute noch darüber.
Das schönste was mir passiert ist, ich habe meine Frau mit der ich immer noch glücklich verheiratet bin, kennengelernt. Das war im Sommer 2003 und seit Dezember 2003 sind wir glücklich zusammen - mit allen Höhen und Tiefen, die eine Beziehung bzw. Ehe mit sich bringt. Unser Polterabend 2006 wurde von den Kollegen wundervoll gestaltet wurde. Ebenso das Hochzeitsgeschenk: Unser Schlafzimmer wurde mit Leergut-Kästen zu gestapelt und die Flaschen haben wir auf dem Hof einsammeln müssen. Was immer wieder im Gespräch mit Kollegen zur Erheiterung führt sind unsere spektakulären Jahresfeiern, hier haben wir immer viel und lustiges erlebt.
ECL: Es heißt ja immer "früher war alles besser". Bei ECL glaubt man eher an das Hier und Jetzt und arbeitet für die Zukunft. Was ist also heute besser als früher?
r: Früher, ja da waren wir eine Familie und keine Firma. Wir haben alle an einem Strang gezogen und haben alles, was machbar war umgesetzt. Heute geht viel auseinander. Verschiedene Charaktere, viele Leute - es kann nicht mehr wie früher sein. Heute ist die Technik weit aus besser und ausgereifter, die Fahrzeuge moderner und mit viel Sicherheit und Luxus ausgestattet.
René Kampfrath ist nicht nur in der Disposition anzutreffen, sondern als Fuhrparkmanager eben auch mit Werkzeug in der Hand zwischen den Fahrzeugen unterwegs.